1734 sind im Stadtgebiet 21 Wirte und Bierbrauer nachgewiesen.

Sicher ist, dass auf dem Areal bereits eine Gaststätte und eine

Brauerei besteht.

Am 17. Mai 1743 brennt die Stadt Dingolfing.

Von rund 500 Gebäuden der Stadt brennen 306 vollständig

ab. Darunter auch die Brauerei und der Gasthof an dieser

Stelle.

 

1745 beantragt Franz Staudinger, Bierbräu und Mitglied des

Äußeren Rates der Stadt Dingolfing, den Wiederaufbau. Die Planung

überträgt er dem Dingolfinger Stadtmaurermeister

Johann Matthias Weigenthaler.

Der Neubau sprengt die Grenzen des abgebrannten Vorgängerbaus.

Der Neubau wird zulasten der „Badgasse“ um 3 bis 5 Schuh (ca. 1,45 m) erweitert.

Der Stadtrat legt am 30. April 1945 die Breite der Badgasse neu fest. Sie beträgt danach mindestens am vorderen Ende 31, in der Mitte 30 ½ und „hinterwerts“

30 Schuh 4 Zoll (also ca. 8,45 m).

Bis 1796 ist Franz Staudinger als Eigentümer nachgewiesen. Die auf nebenstehender Erinnerungstafel (Außenwand St. Johannes) genannte Ehefrau

Katharina ist offensichtlich die zweite Frau. Die erste Frau, die vermutlich Brauerei und Gasthof in die Ehe eingebracht hat, ist zwischen 1886 und 1896 verstorben.

Gasthaus und Brauerei gehen über auf den Sohn Franz, von dem das Anwesen auf einen Anton Staudinger (Sohn?) übergeht.

 

1822 erwirbt Anton Gruner das Anwesen. Am 11. September 1839 heiratet Michael Pletl die Witwe der Anton Gruner, Walburga. Die weiteren Inhaber:

29. Juli 1854: Josef Gruner erbt das Anwesen

26. November 1877: Josef Gruner stirbt, seine Frau Katharina

      und die Kinder Josef und Katharina erben gemeinsam.

15. November 1882: das Erbe wird aufgeteilt; Josef Gruner ist alleiniger

      Inhaber des Gasthauses und der Brauerei

29. Mai 1883: Maria Gruner erbt das Anwesen von ihrem Ehemann

      Josef Gruner

6.   Mai 1884: Ferdinand Seethaler kauft Brauerei und Gasthaus

      um 82.500 Mark

26. August 1895: Schadel Franz Xaver und Anzenberger Rosa erwerben

      das Anwesen um 90.000 Mark

12. August 1897: Rosa Schadel (geb. Anzenberger) ererbt das

      Gesamtanwesen und verkauft es bereits am 28. August an Anton

      und Josefa Amann (85.000 Mark)

25. September 1906: Xaver Wasserburger erwirbt das Anwesen

      um 80.500 Mark und bricht 1907 die Brauereigebäude ab.

      Xaver Wasserburger verpachtet die Gastwirtschaft an Peter Vilser.

Am 10 Juni 1916 erwirbt Anna Wasserburger (Frau Rat) in Erbfolge

      den Besitz, der am 17.4.1943 wiederum in Erbfolge an Ludwig

      Wasserburger übergeht. Nach dessen Tod am 7. März 1992

      wird Franz Xaver Wasserburger Eigentümer.

 

Nach Peter Vilser pachten Sebastian Reicheneder (1939) Georg und Käthe

Parzl (1947) und Maria Reicheneder (1952) das Gasthaus.

1955 wird das Gasthaus an Josef Wimmer verpachtet. Weitere Pächter in

den folgenden Jahren sind Lotte Braun, Johann Wittmann und Elisabeth Winter.

Elisabeth Winter hat den Gaststättenbetrieb am 18.6.2007 abgemeldet.

Am 15. Mai 2009 verkauft Franz Xaver Wasserburger das Anwesen an die

Stadt Dingolfing.

Diese bietet es 2010 dem Landkreis zur Unterbringung der Kreisbücherei an.

 

Wer war der Namensgeber „Seethaler“?

1804 erwirbt der Fischer Sebastian Seethaler in der Fischerei ein Grundstück,

auf dem bis zur Säkularisation im Jahre 1802/03 eine kleine Kapelle stand. Er errichtet dort ein Wohnhaus und einen Bretterschupfen. 1852 übergibt er dieses

kleine Anwesen an seinen Sohn Ferdinand. Dieser betreibt neben der Fischerei

offensichtlich auch einen lukrativen Handel mit Baumaterial und Kalk. 1874

wird der Handel mit Kalk, im Jahr darauf auch der mit Baumaterialien eingestellt.

 

Ferdinand Seethaler (*5.12.1826 †10.9.1908) verkauft am 2. Dezember 1905 das Anwesen an Valentin und Katharina Beisl, die aus Moosburg stammend, bereits

seit 1887 Eigentümer des an das Seethaleranwesen angrenzenden Grundstückes

waren und dort eine Lederei und einen Handel mit Lederwaren betrieben haben.

Am 6. Mai 1884 erwirbt der offensichtlich sehr erfolgreiche Fischer, Kalk- und Baumaterialhändler Ferdinand Seethaler das heutige, nach ihm benannte

Seethaleranwesen für seinen Sohn Georg (*27.7.1853). Dieser war

ausgebildeter Brauer und wollte sich mit dem ehemaligen Gruner`schen Anwesen

eine Existenz in seinem Beruf aufbauen.

Seit dem 27.10.1878 ist er mit Therese Bornschlegl aus Weng verheiratet. Von

1879 bis 1887 werden vier Kinder (Ferdinand, Georg, Alois und Anna) geboren.

Am 22.5.1890 stirbt Georg Seethaler im Alter von noch nicht einmal 37 Jahren.

Die Witwe verlässt Dingolfing und zieht nach Aichach. Die Kinder wachsen bei

den Großeltern in Dingolfing auf, verlassen aber nach und nach die Stadt.

Am 26. August 1895 wird das Seethaleranwesen an Franz Xaver Schadel und

Rosa Anzenberger verkauft.

Mit dem Tod von Ferdinand Seethaler (1908) geht die Geschichte der Familie in

Dingolfing zu Ende. Der Name Seethalerbräu überdauert die Jahrhunderte bis

heute.